schreibt Norma von der Walde am 11.Juli bei Facebook:


„nun hast Du uns verlassen … Wir dachten doch, du würdest mindestens hundert Jahre alt, so voller Pläne und Zukunftswünsche, aber voller Sorgen um unser Land. Seit sechzig Jahren, als du mit Nissim, Edna und Joram nach Deutschland kamst, warst du, wart Ihr Teil meiner Freundes-Familie, und so viele Erinnerungen verbinden uns mit dir!
Als beispielsweise in Eurer Wäscherei gleich nach der Rückkehr eine Kundin deine KZ-Nummer sah und fragte: „Wie? Tätowiert man sich schon wieder?“ oder beim Opernbesuch in Ostberlin, als Menschen auf Dich zukamen und sagten: „Wir wissen, was Sie erlebt haben, wir fühlen mit Ihnen!“


Nie vergesse ich den Augenblick, als mein Vater und ich vollkommen verzweifelt in der Wohnung saßen und um meine Mutter trauerten, da klingelte es an der Tür und du, Steffi und Elsa standen in der Tür, um bei uns zu sein.
Und dann, als Du die neuen Nazi-Umtriebe voller Angst am eigenen Leibe erlebtest und Du beschlossest, nicht mehr zu schweigen, trotz der immer wiederkehrenden nächtlichen Alpträume. Als Deine mahnende und erinnernde Stimme immer lauter und kräftiger wurde und junge Menschen und Menschen meines Alters von deinen Erzählungen tief berührt wurden und du ihnen Vorbild wurdest. Heute erreichen mich viele tröstende Anrufe von Freunden, denen du so viel gegeben hast und die niemals die Begegnung mit dir vergessen werden.


Zu deinem Geburtstag, den wir „dank“ Corona nicht gemeinsam feiern konnten, stellte Karl Heinz ein dickes Buch zusammen, mit all den Glückwünschen und guten Wünschen deiner vielen, vielen Freunde. Du hast dich so darüber gefreut!


Noch am 10. Juni saßen wir, die „Mädels“ bei dir auf der Terrasse, waren fröhlich und aßen, was wir mitgebracht hatten. Voller Begeisterung zeigtest du mir dein neues großes i-pad: „Guck mal, dieser Klang! Gestern habe ich mir Beethovens Fünfte angehört!“  Als wir nach vier Stunden gehen wollten, sagtest du: „Wie, ihr wollt schon gehen?“ Alles schien so normal … Und dann, am nächsten Tag stürztest du und dein verantwortungsvoller Arzt und Freund wollte deinem schweren Husten auf den Grund gehen und schickte dich ins Krankenhaus. Eine gute Freundin stellte eine Freundinnen-Truppe zusammen, die dich nach der Entlassung bekochen und betreuen sollte, daraus wurde nichts mehr. Ein Bett wurde ins Zimmer gestellt, so dass du auch bei Nacht nicht allein warst.


Gestern saßen wir an Deinem Bett, deine Familie sang für dich und du schienst das zu genießen. Bis zum Schluss warst du umringt von Menschen, die dich lieben und diese Liebe nie vergessen werden.


Wenn du wüsstest wie sehr du fehlst! Die Zeitungen sind voll von traurigen und dankbaren Worten all derer, die dich kennenlernen durften. Esther, du bist ganz tief in unseren Herzen!“

„Meine liebe Esther“,