Das Hamburger Begegnungscafé ehemals NS-Verfolgter

Ende 2008 kamen Vertreter_innen der Hamburger Stiftung für NS-Verfolgte, des gemeinnützigen Vereins „Psychosoziale Arbeit mit Verfolgten“, der „Solidarischen Hilfe im Alter SHA GmbH“, des Seniorenbüros Hamburg und der VVN-BdA Hamburg zusammen, um über die Gründung eines Treffpunktes für NS-Verfolgte zu beratschlagen. In Köln gab es damals bereits einige Jahre das Erzählcafé für NS-Verfolgte, was lag also näher, als Sonja Schlegel vom Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte einzuladen und zu befragen, die das Kölner Café für NS-Verfolgte seit seiner Gründung begleitet hatte? Sie schilderte, wie es dort immer wieder zu einem offenen Austausch von Erfahrungen kam, wenn hochbetagte Überlebende des NS-Terrors – oftmals zum ersten Mal in ihrem Leben – über ihr Schicksal in der NS-Zeit berichteten.

Nach mehreren Vorbereitungstreffen war das Konzept klar: Es wurde beschlossen, ein monatliches Begegnungscafé zu veranstalten, und zwar für alle NS-Verfolgten in Hamburg und Umgebung.
Das Hamburger Begegnungscafé sollte einmal im Monat im ebenso idyllisch wie zentral gelegenen Seniorencafé der AWO in Planten un Blomen stattfinden. Dort soll es bei Kaffee und Kuchen und nach der Anreise im Sammeltaxi (wenn gewünscht) die Möglichkeit geben, vor und nach einem kurzen Rahmenprogramm miteinander ins Gespräch zu kommen und nützliche Informationen auszutauschen. Es sollten aber auch gemeinsame Exkursionen sowie Besuche von KZ-Gedenkstätten, Veranstaltungen und Museen angeboten werden.

Das Projekt wird seit seiner Gründung über eine Zuwendung der Hamburger Sozialbehörde an die VVN-BdA Hamburg gefördert. Das versetzt die Planungsgruppe in die Lage, Getränke und Kuchen kostenfrei anzubieten sowie Exkursionen und Kulturbeiträge ohne Eigenanteil der Besucher_innen zu planen und für den Dezember-Termin eine Weihnachtsfeier mit Kulturprogramm zu veranstalten.

Nachdem alle Adressat_innen aus den Verteilern der Hamburger Stiftung für NS-Verfolgte und der Solidarischen Hilfe im Alter Einladungen erhalten hatten, war das Interesse so groß, daß zwei oAuftaktveranstaltungen des Begegnungscafés im Mai 2009 stattfanden.

Leider sah die Stadt Hamburg für das AWO-Haus in Planten un Blomen andere Verwendung und konnte der Zusage, auch weiterhin für das Begegnungscafé offen zu sein, nicht gerecht werden. WCs, die fast nur über Treppen erreichbar sind, nötige Küche fehlte. Deshalb suchten wir einen anderen Treffunkt und fanden ihn im Gemeindesaal des Kleinen Michel https://www.kleiner-michel.de/

Kleiner Michel Hamburg von Aussen und Innen

Wir wurden herzlich in einem richtig schönen Raum aufgenommen. Seit 2018 treffen wir uns dort und begeistern mit diesem günstig gelegenen Saal unsere Gäste.

Ein weiterer riesiger Fortschritt wurde durch die evz ermöglicht: In unsere Förderung konnten wir Taxikosten aufnehmen. Dies ermöglicht ca. zehn Überlebenden die Teilhabe am Begegnungscafé, Exkursionen, kulturelle Angebote, die selbstständig nicht mehr unterwegs sein können.

Bis heute sind die Treffen sehr gut besucht.

Ein besonders geglücktes Charakteristikum des Hamburger Begegnungscafés ist die Verbindung zu interessierten jungen Menschen. Der Verein Psychosoziale Arbeit mit Verfolgten e.V. beschäftigten jedes Jahr gemeinsam mit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme internationale Freiwillige. Diese stehen den BesucherInnen auf Wunsch auch außerhalb der Veranstaltungen als unbezahlte Hilfe und Begleitung zur Verfügung. Ebenso bieten die Mitglieder des Vereins Beratung und Hilfe im Umgang mit Behörden und Sozialträgern an.

Sicherlich gibt es einige, die noch keine Einladungen zum Begegnungscafé erhalten. Wer zu den ehemals NS-Verfolgten oder deren Angehörigen gehört und Interesse hat, am Begegnungscafé teilzunehmen, kann sich an uns wenden.

Psychosoziale Arbeit mit Verfolgten e.V. · Fuhlsbüttler Str. 756 22337 Hamburg